Zeitlose Lektionen über Reichtum, Gier und Glück

Finanzratgeber gibt es viele. Darunter gibt es einige wenige, die noch nachwirken, selbst wenn man das betreffende Buch längst zugeschlagen hat. „Über die Psychologie des Geldes“ von Morgan Housel, ist eines dieser Bücher.

In seinem Buch „Über die Psychologie des Geldes“ beleuchtet Morgan Housel die Frage, warum es manchen Menschen gelingt, Vermögen zu bilden, und anderen nicht. Der Autor, seines Zeichens früherer Kolumnist beim Wall Street Journal und derzeit Partner einer Risikokapitalgesellschaft in den USA, begreift darin finanziellen Erfolg weniger als fachliche Fertigkeit denn als soziale Kompetenz. Er reflektiert über die Rolle von Glück und Pech, über die richtige Portion Risiko und den Erfolgsfaktor Zeit. Housel zeigt in seinem Buch in 19 Kolumnen, was Vermögen von Reichtum unterscheidet und schreibt über den psychologischen Nutzen von Geld und Vermögen für den Einzelnen. Wir haben die wichtigsten Punkte für Sie zusammengefasst.

 

Der Hausmeister und der Vorstandsvorsitzende

Morgan Housel stellt uns zu Beginn des Buches zwei Männer vor, die im Hinblick auf ihre finanzielle Bildung nicht unterschiedlicher sein könnten: einen einfachen Hausmeister und einen ehemaligen Vorstand des Finanzhauses Merrill Lynch. Einer der beiden Männer hinterlässt seinen Nachkommen ein Vermögen von acht Millionen Dollar, während der andere mittellos stirbt. Es ist jedoch nicht der Hausmeister, der am Ende verarmt. Damit unterstreicht Housel überspitzt seine Grundthese, dass erfolgreiche Geldanlage keine exakte Wissenschaft, sondern eher ein Soft-Skill ist – es kommt auf das persönliche Verhalten an.

 

Nichts ist so gut oder schlecht, wie es scheint

Housel will uns damit zeigen, dass ein Mensch reich werden kann, während der andere in den Konkurs schlittert – welche Rolle Glück oder Pech dabei gespielt haben, entzieht sich dem Blick des Außenstehenden oft. Wir neigen oftmals dazu, den Misserfolg anderer auf Fehlentscheidungen zurückzuführen, während wir eigene Misserfolge mit Pech erklären. So wurde manch ein „Manager des Jahres“ schon entzaubert. Der Autor rät, sich weniger auf Einzelpersonen und Fallstudien zu konzentrieren, sondern mehr auf allgemeine Muster.

 

Wir sollten so mit unserem Geld umgehen, dass wir nachts gut schlafen können

Laut Morgan Housel besteht die grösste Kunst in der Vermögensbildung darin, die Messlatte nicht immer höher zu legen. Die Formel lautet: Persönliches Glück ist Erfolg minus Erwartungen. Manche Dinge sind das Risiko nicht wert, unabhängig vom möglichen Profit. Unsere persönlichen Werte bewahren wir am ehesten, wenn wir wissen, wann wir aufhören müssen, Risiken einzugehen.

 

Vermögen ist nicht das, was man sieht

In seinem Buch zeigt der Autor auch die feine Linie zwischen Reichtum und Vermögen auf. Wir neigen dazu, das Vermögen eines Menschen an Äußerlichkeiten, Prestigeobjekten und den oberflächlichen Anzeichen für Reichtum festzumachen. Vermögen sind laut Housel hingegen nicht die schicken Autos, die man fährt, oder die Kleider, die man trägt. Das wahre Vermögen ist vielmehr jenes Kapital, das eben noch nicht in diese sichtbaren Gegenstände umgewandelt wurde. Jedoch würden wir uns oftmals schwer damit tun, eben dieses Unsichtbare einzuordnen, so Housel.

 

Der Abstand zwischen Ego und Einkommen

Ganz simpel ausgedrückt ist Vermögen die über die Zeit angesammelte Differenz zwischen dem, was wir einnehmen, und dem, was wir ausgeben. Aber wie kommen wir dorthin, Vermögen anzusammeln? Oberhalb eines bestimmten Einkommens fallen Menschen in drei Kategorien: diejenigen, die sparen, diejenigen, die glauben, sie könnten nichts sparen, und diejenigen, die denken, sie müssten nicht sparen. Dabei überrascht vielleicht, dass wir Kapital in erster Linie bilden, indem wir sparen, und nicht, indem wir gut verdienen. Aber nur, wenn unser Ego unter unserem Einkommen liegt, dann sparen wir, ohne es als schmerzlichen Verzicht wahrzunehmen.

 

Freiheit ist die wertvollste Dividende des Vermögens

Im Idealfall werden wir für Sparen mit finanziellem Spielraum belohnt: Die Möglichkeit zu tun, was man will, wann man will, mit wem man will und solange man will, ist unschätzbar wertvoll. Das ist die höchste Dividende, die Vermögen abwirft. Mit Vermögen können wir uns also Zeit erkaufen und Optionen eröffnen – für das eigene Leben bringt das laut Housel mehr als die meisten Luxusgüter uns je geben könnten.

 

Erfolgsformel aus Sparquote, Geduld und Zuversicht

Morgan Housel bringt auch sein persönliches Anlageverhalten auf den Punkt: „Ich bin ein passiver Anleger, der an die Fähigkeit der Welt glaubt, echtes Wirtschaftswachstum zu erzeugen, und ich bin überzeugt, dass meine Investitionen über die nächsten 30 Jahre wertvoller werden.“ Es komme auch darauf an, die eigenen Erwartungen im Zaum zu halten und unter seinen Verhältnissen zu leben. Denn egal, was man verdient: Unabhängig werde man, indem man spart. So entgeht man laut Housel auch der psychologischen Tretmühle des Mit-den-Nachbarn-Mithalten. Seine Kurzformel für den Erfolg setzt sich zusammen aus einer hohen Sparquote, Geduld und Zuversicht.

„Über die Psychologie des Geldes – Zeitlose Lektionen über Reichtum, Gier und Glück“ von  Morgan Housel erschien im FinanzBuch Verlag 2021.