E-volution auf Tirols Straßen: Ledermair setzt auf die Zukunft

Das Busunternehmen Ledermair mit Sitz in Schwaz in Tirol feierte 2024 sein hundertjähriges Bestehen. Dass sich Tradition und Moderne dabei bestens verstehen, zeigt das Unternehmen dadurch, dass es im Traditionsjahr einen großen Schritt zur Modernisierung der eigenen Flotte unternommen hat, bei dem es unter anderem die BTV unterstützt hat.

6 Personen mit einer Leinwand im Hintergrund

Das Zischen der Pneumatik, wenn sich die Türen öffnen, oder das laute Aufbrummen des Dieselmotors sind zwei Geräusche, die alle kennen, die regelmäßig mit dem Bus unterwegs sind. Zumindest auf das letztere Geräusch müssen viele Fahrgäste, die zwischen Hall und Innsbruck unterwegs sind, allerdings bald verzichten. Die 500er-Linien, die das Familienunternehmen Ledermair bedient, werden deutlich modernisiert. Dabei setzen der Verkehrsverbund Tirol (VVT) und die Firma Ledermair auf Elektromobilität und Nachhaltigkeit.

Ein grüner Bus mit einer Alpenlandschaft im Hintergrund

Die Entscheidung für E-Busse ist bei Ledermair tief in der Firmenphilosophie verwurzelt. Schon Martin Ledermair, der Vater des heutigen zweiten Geschäftsführers Alexander – beide führen das Unternehmen heute gemeinsam –, war ein Pionier auf dem Gebiet der nachhaltigen Mobilität und führte als Erster eine Biodiesel-Tankstelle ein. Mit der Umstellung auf E-Busse setzt das Unternehmen diese Tradition fort und unterstreicht seine Verpflichtung zu einem umweltbewussten Betrieb. Erste Erfahrungen mit E-Bussen sammelte das Unternehmen während der Skisaison. Die Ergebnisse überzeugten Juniorchef Alexander Ledermair, sodass man beschloss, diesen Weg weiterzugehen. Nun wurden 27 neue E-Busse angeschafft.

 

Entscheidend für die Wahl der passenden E-Busse war die Reichweite. Die neuen Busse erreichen 300 bis 350 Kilometer pro Tag. „Das ist in etwa die Strecke, die ein Bus am Tag fährt“, erklärt Alexander Ledermair. „Nur wenn die Busse in der Lage sind, den ganzen Tag durchzuhalten, ist der Betrieb mit E-Bussen für uns auch wirtschaftlich möglich.“ Dem wirtschaftlichen Aspekt kommt hierbei eine besondere Rolle zu, denn die E-Busse sind deutlich teurer als jene mit Verbrennungsmotor. „Man muss fast vom doppelten Kaufpreis pro Fahrzeug ausgehen“, erklärt Ledermair. Möglich wurden diese enormen Investitionen einmal dadurch, dass das Unternehmen die Ausschreibung für den Betrieb aller 500er-Linien zwischen Hall und Innsbruck für sich entscheiden konnte, und zum anderen durch die Hilfe starker Partner wie der BTV, dem VVT und der österreichischen EBIN-Förderung (Emissionsfreie Busse und Infrastruktur). „Wir brauchen diese Unterstützung, denn für ein Familienunternehmen wie Ledermair ist es nicht möglich, eine solche Investition allein zu stemmen“, sagt Alexander Ledermair. Trotz dieser Herausforderung ist er von den langfristigen Vorteilen der Elektromobilität überzeugt und plant, innerhalb der nächsten 15 bis 20 Jahre die gesamte Flotte umzustellen.

Um den Betrieb der E-Busse sicherzustellen, errichtet das Unternehmen 27 Ladestationen auf dem eigenen Betriebsgelände in Thaur bei Innsbruck.

5 Busse in mit einer Alpenlandschaft im Hintergrund

Ledermair beschränkt seinen Ansatz für mehr Nachhaltigkeit dabei aber nicht nur auf das Thema Umwelt. Auch im sozialen Bereich ist das Unternehmen ein Vorbild. Seit einem Unfall sitzt Alexander Ledermair selbst im Rollstuhl und hat deshalb vielleicht einen besonderen Sinn dafür, wie es Menschen ergeht, die aufgrund einer Einschränkung am Arbeitsmarkt vor größeren Herausforderungen stehen. „Vor einiger Zeit hat sich ein gehörloser Mann als Busfahrer bei uns beworben“, erzählt er. Zunächst erschien dies schwer möglich, schließlich muss ein Busfahrer ja auch mit Fahrgästen kommunizieren können. „In der Praxis zeigt sich nun aber, dass es überhaupt kein Problem ist. Und immer dann, wenn es einmal doch ein Problem werden könnte, wie zum Beispiel bei größeren Firmenfahrten, ist ein Dolmetscher mit dabei.“ Überhaupt zeigt der Fachkräftemangel, dass man als Unternehmen bei der Suche nach neuen Mitarbeiter*innen neue Wege gehen muss. Auch hier hat das Unternehmen bereits gut vorgesorgt. So hat man eine eigene Akademie zur Ausbildung von neuen Lenker*innen gegründet. Bisher wurden hier schon über 60 neue Busfahrer*innen ausgebildet – allesamt Quereinsteiger*innen.

 

Ledermair beweist, dass Nachhaltigkeit, Menschlichkeit und Wirtschaftlichkeit Hand in Hand gehen können. Bei der Fahrzeugflotte auf nachhaltige Mobilität zu setzen und gleichzeitig im Unternehmen ein Umfeld zu schaffen, in dem sich jede*r wertgeschätzt fühlt, ist nicht nur ein Vorbild für andere Unternehmen, sondern auch ein Zeichen dafür, dass Tirol ein Ort ist, an dem Nachhaltigkeit und Vielfalt gelebt werden.

 

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