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Wie misst man Wohlstand?

Um die Wohlstandsmessung kreisen viele Fragen: Wie wird das einschlägige Wohlstandsmaß BIP berechnet und was sagt es aus? Wer braucht es wofür? Gibt es Alternativen zu dieser Kennzahl?

Definition des Bruttoinlandsprodukts (BIP)

Das BIP misst den Gesamtwert der im Inland innerhalb einer bestimmten Zeitperiode (i. d. R. ein Jahr) produzierten Güter und Dienstleistungen abzüglich aller Vorleistungen. Der Gesamtwert ergibt sich aus der Addition der Wertschöpfung aus Land- und Forstwirtschaft, dem Waren produzierenden Gewerbe, aus Handel und Verkehr sowie, aus privaten und staatlichen Dienstleistungen. Das BIP misst insofern die Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft innerhalb gegebener Landesgrenzen und kann auch auf Landesteile (z. B. Bruttoregionalprodukt) heruntergebrochen werden.

Wie wird das BIP gemessen?

Mit der Messung sind in der Regel nationale Statistikbehörden in den einzelnen Staaten beauftragt. Da die Vorgangsweise weltweit einheitlich sein soll, sind die Methoden durch die Vereinten Nationen streng definiert. Im Kern melden Unternehmen ihre Umsätze und Vorleistungen bzw. öffentliche Institutionen ihre Ausgaben regelmäßig und möglichst zeitnah an die Statistikbehörde, welche die Daten plausibilisiert und aggregiert.

 

Die Inflation wird herausgerechnet

Da reine Preisveränderungen die BIP-Werte im Zeitablauf verzerren, wird aus dem nominalen BIP die Inflation herausgerechnet und wir gelangen zum realen BIP. Das ist auch wichtig für die korrekte Messung des Wirtschaftswachstums, bei der die BIPs für aufeinanderfolgende Zeiträume verglichen werden.

 

Verteilungs- und Verwendungsrechnung

Parallel zur gerade geschilderten Entstehungsrechnung (in welchen Sektoren werden Güter produziert und Dienstleistungen erbracht) gibt es noch die Verteilungs- und Verwendungsrechnung. Die Verwendungsrechnung ermittelt das BIP als Summe aus privatem und staatlichem Konsum (Konsumausgaben der privaten Haushalte und der privaten Organisationen ohne Erwerbszweck sowie Staatsverbrauch), Investitionen und Außenbeitrag. Bei der Verteilungsrechnung wird das BIP aus der Summe der Arbeitnehmerentgelte, der Unternehmensgewinne und der Vermögenserträge in der Volkswirtschaft berechnet.

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Wer braucht die Kennzahl wofür?

Die Statistikbehörden veröffentlichen den neuesten BIP-Wert in einem festen Rhythmus. Auf eine zeitnahe vorläufige Schnellschätzung (aufgrund erster wichtiger Daten) folgt verzögert der „amtliche“ BIP-Wert, der auf umfassenden Meldungen aus der Privat- und öffentlichen Wirtschaft beruht.

 

BIP als wichtiger Input für die Wirtschaftspolitik

Das BIP ist ein äußerst wichtiger Input für die Wirtschaftspolitik auf nationaler, regionaler und sektoraler Ebene. Soll mit finanzpolitischen Maßnahmen unerwünschten Entwicklungen (insbesondere einer Rezession) gegengesteuert werden? Wie kann eine Wirtschaft kurz-, aber auch langfristig prosperieren?
Auch wenn die Geldpolitik vieler Zentralbanken vorrangig auf die Geldwertstabilität ausgerichtet ist, sind die Auswirkungen geldpolitischer Maßnahmen auf das Wirtschaftswachstum jedenfalls eine wichtige Nebenbedingung.

 

Auf den Finanzmärkten beeinflussen die neuesten BIP-Daten die Kurse von Aktien und Obligationen und werden damit von den handelnden Personen genau analysiert und für die Zukunft auch prognostiziert. Auch die interessierte Öffentlichkeit interpretiert das BIP als Indikator für wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und vergleicht Staaten und Regionen, wenn das BIP pro Kopf ausgewiesen wird.

 

Alternativen zur Wohlstandsmessung

Es gibt alternative Maße, um das Phänomen „Wohlstand“ einzufangen, die andere Indikatoren für Lebensqualität mitberücksichtigen:

  • Der Human Development Index (HDI) misst anhand vieler Indikatoren drei wichtige Dimensionen für die Entwicklung eines Staates: den Lebensstandard, den Bildungsgrad und den Gesundheitszustand der Bevölkerung.
  • Der Happy Planet Index (HPI) ist ein Indikator, der Staaten danach bewertet, wie ökologisch effizient diese Wohlstand für ihre Bevölkerung erzeugen.
  • Der Genuine Progress Indicator (GPI) ist ein Wirtschaftsindikator, der die Leistung (den Fortschritt) von Volkswirtschaften umfassender einschätzen will. Danach gibt es Wachstum nur, wenn dieses nicht durch verdeckte Kosten wie Umweltschäden, Kriminalität und abnehmende Gesundheit „erkauft“ wird.

Dies ist eine (willkürliche) Auswahl alternativer Wohlstandsmaße. Insgesamt werden sie das BIP bestenfalls ergänzen, aber nicht ersetzen. Wie oben beschrieben, spielt das BIP für die Wirtschaftspolitik und für die Finanzmärkte eine zentrale Rolle. Und für diese Funktion ist keine Alternative in Sicht.

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