Breite Diversifikation ist ein Muss

Die aktuelle Marktphase wird stark von geopolitischen Ereignissen und der Unberechenbarkeit der US-Regierung beeinflusst. Wie reagieren die Fondsgesellschaften auf das herausfordernde Umfeld und können Fonds gegenüber ETFs weiterhin überzeugen? Antworten darauf gibt Alois Wögerbauer, Geschäftsführer der 3 Banken-Generali Investment-Gesellschaft, im Interview.

Ein Mann im blauen Anzug mit blauer Weste und Krawatte

Herr Wögerbauer, Sie sind Geschäftsführer der 3 Banken-Generali Investment-Gesellschaft. Können Sie die Fondsgesellschaft einleitend kurz vorstellen?

Wir sind die gemeinsame Fondsgesellschaft der 3 Banken Gruppe, bestehend aus Oberbank, BTV und BKS, sowie der Generali Holding Vienna und wurden im Jahr 1998 gegründet. Mit etwa 70 Mitarbeiter*innen verwalten wir derzeit über 200 verschiedene Investmentfonds mit einem Volumen von aktuell knapp 13 Milliarden Euro. Dabei bieten wir ein breites Spektrum an Lösungen an – von verschiedenen Anleihestrategien über regionale und globale Aktienkonzepte bis hin zu Sachwerten. Neben Angeboten für unterschiedliche Anlageziele stehen wir auch zu klaren Positionierungen. Mut zur Meinung ist ein beständiger Teil unserer Kommunikation.

 

Worin liegen aus Ihrer Sicht die Stärken einer Fondsgesellschaft bzw. welchen Mehrwert können Fondslösungen generieren?

Die Idee einer Fondsgesellschaft basiert grundsätzlich immer auf zwei Mehrwerten. Erstens versammeln wir Expert*innen für jedes Segment der Finanzmärkte. Keine Einzelperson kann die enormen Informationsmengen verarbeiten, daher braucht es Teams von Spezialist*innen, die sich täglich darum kümmern und finale Strategien entwickeln. Zweitens sorgen Fonds für die nötige Diversifikation. Bereits mit kleinen monatlichen Ansparbeträgen kann einfach in Strategien investiert werden, die in 100 Aktien oder 100 Anleihen anlegen – ohne Fondskonstruktion wäre das in der privaten Vorsorge nicht umsetzbar.

 

Sie wurden mehrfach als Fondsmanager des Jahres ausgezeichnet – was ist Ihr Erfolgsrezept?

Grundsätzlich sollte man mit Eigenbeurteilungen vorsichtig sein. Generell glaube ich, dass ich drei wesentliche Eigenschaften mitbringe. Erstens: Den in der enormen Informationsflut wichtigen Blick für das Wesentliche. Zweitens: Den Mut, die entwickelten Überzeugungen konsequent umzusetzen, wohl wissend, dass man nicht immer richtig liegen kann. Drittens: Das, was wir tun, auch in einer einfachen und verständlichen Sprache für jene zu übersetzen, die uns ihr Geld anvertrauen.

 

Wie bewerten Sie den Boom von Investitionen in ETFs? Ist es nur ein vermeintlich „einfaches Vehikel“ und sind aktive Fonds im aktuellen Umfeld besser?

Ich denke, es ist keine Frage von „besser“ oder „schlechter“. Es sind einfach verschiedene Zugänge. Grundsätzlich ist natürlich die Kostenbelastung immer ein Entscheidungsfaktor, es sollte aber nicht der einzige sein. ETFs bauen einen Index oder einen Markt nach – ohne Bewertungen oder Klumpenrisiken zu berücksichtigen. Aktive Manager*innen machen sich viele Gedanken, bewerten Entwicklungen und versuchen so einen Mehrwert zu erzielen. ETFs entwickeln sich immer exakt mit dem investierten Marktsegment, an guten, aber auch an schlechten Tagen – was oft vergessen wird.

 

Sie sehen die Diskussion um aktiv und passiv also weniger kritisch?

Ja, persönlich sehe ich das Thema entspannt. Wichtig ist, ein Anlagekonzept für Kapitalerhalt, Kapitalvermehrung oder Pensionsvorsorge zu entwickeln. Ob man dies dann mit ETFs oder aktiven Fonds aufbaut, ist Schritt zwei und ein Umsetzungsdetail.

 

Wie wirkt sich der Margendruck durch ETFs Ihrer Meinung nach auf die Fondsbranche in Zukunft aus?

Auch dieses Thema sehe ich entspannt. Klarerweise spricht nichts dagegen, dass Personen mit klaren Meinungen ihre Anlagestrategie mit ETFs darstellen. Aber das ist bei Weitem nicht die breite Masse. Wie sollen weniger informierte Anleger*innen aus vielen Tausenden ETFs auswählen? Wir sind insofern darauf vorbereitet, dass wir Anlagekonzepte anbieten, die in der Umsetzung zur Gänze auf ETFs zurückgreifen, aber eben je nach aktuellem Weltbild der Fondsgesellschaft. Wir übernehmen die Selektion.

 

„Eine Strategie darf nicht allein auf ein isoliertes Weltbild abgestimmt sein.“

Ein Mann im blauen Anzug mit blauer Weste und Krawatte

Was sind die größten Herausforderungen, denen Sie als Fondsmanager gegenüberstehen?

Ich bin seit nunmehr 27 Jahren in der Geschäftsführung der Fondsgesellschaft, der Erfahrungsschatz ist hoch und als Fazit bleibt eines: Die Herausforderungen ändern sich immer wieder. Man konnte die Lehman-Pleite nicht vergleichen mit dem Brexit, man konnte die Euro-Krise um Italien und Griechenland nicht vergleichen mit der Corona-Krise. Aktuell ist die Lage sicherlich besonders herausfordernd, das sage ich auch im langjährigen Rückblick.

 

Wie reagieren Sie darauf?

Wir können als Profis klarerweise intensive Analysen sowie Bewertungen machen und Konzepte entwickeln, aber wir befinden uns in einer Welt, in der eine Aussage oder Aktion von Donald Trump alles verändert. Insofern ist der externe Effekt, den wir nicht beeinflussen können, aktuell besonders hoch. Eine gute Antwort ist, möglichst wenig auf Tagesaktuelles zu reagieren, sondern eher stabile Strategien zu verfolgen.

 

Können Sie darauf noch etwas genauer eingehen – wie schätzen Sie die Auswirkungen der geopolitischen Ereignisse und die Unberechenbarkeit der US-Regierung auf die Finanzmärkte ein?

Schwer einschätzbar, weil eben nicht berechenbar, so nüchtern und ehrlich muss man das sehen. Grundsätzlich muss man aber trennen zwischen kurzfristig und langfristig. Vorerst gibt es Stress und Volatilität. Spätestens aber vor den Zwischenwahlen in zwei Jahren wird Donald Trump drei Dinge brauchen: einen guten Aktienmarkt, eine solide US-Wirtschaft und eine Inflation, die im Rahmen bleibt. Sollte dies gefährdet sein, wird er seine Strategie ändern – notfalls übers Wochenende. Ein Restrisiko, dass Dinge eskalieren, bleibt aber.

 

Und worauf müssen sich Anleger*innen die nächsten Monate einstellen?

2024 waren wir verwöhnt. Dass Aktien, Anleihen und auch Gold zur gleichen Zeit eine positive Wertentwicklung mit auch noch wenig Schwankung zeigen, ist angenehm – aber leider unwahrscheinlich. Jetzt sind wir wohl wieder in der normalen Welt, und diese bedeutet höhere Schwankungen. Ein Rückgang des Aktienmarktes von 10 % ist kein Anlass für eine Grundsatzdiskussion über das Anlagekonzept.

 

Gibt es noch sichere Häfen bzw. wie viel Risiko ist nötig?

Den einzig wahren sicheren Hafen gibt es aus meiner Sicht nicht. Auch Gold kann ordentlich korrigieren, auch wenn ich das nicht erwarte. Es gibt nur eine einzige Antwort auf die aktuelle Situation: keine Extremmeinung, sondern vielmehr klare breite Diversifikation. Eine Strategie darf nicht allein auf ein isoliertes Weltbild abgestimmt sein.

 

Was raten Sie Anleger*innen in unsicheren Zeiten?

Ich rate, sehr viel Zeit in die Entwicklung einer Strategie zu investieren. Je nach Anlageziel, Vermögen, Lebensalter, persönlicher Risikotragfähigkeit gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Wenn diese Strategie aber steht, dann würde ich möglichst konsequent daran festhalten und den täglichen medialen Lärm, vor allem aus der Geopolitik, versuchen auszublenden, auch wenn das nicht einfach ist.

 

Wo sehen Sie das größte Potenzial?

Was in den kommenden Wochen oder Monaten passiert, ist nicht wichtig und nicht planbar. Ich bin ausgestattet mit dem Grundvertrauen, dass die Weltwirtschaft ein Tanker ist, der mal schneller oder langsamer fährt, aber nicht stehen bleibt. Der Internationale Währungsfonds erwartet bis 2030 ein Wachstum der Weltwirtschaft von im Schnitt 3 %. Die Geschichte lehrt uns, dass wenn die Wirtschaft um 3 % wächst, die Unternehmensgewinne um etwa 6 % bis 7 % wachsen. Somit ist auch eine langfristige Ertragserwartung für Aktien definiert. Mag sein, dass Europa in den kommenden Monaten besser läuft als die USA. Auf lange Sicht gibt es nur eine Antwort: ein klassisches globales Aktienportfolio, breit diversifiziert. Die Höhe der Aktienquote hängt vom persönlichen Umfeld ab und ist individuell zu definieren.

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