Für Sie gelesen: Money Mammoth

Nutzen Sie finanzpsychologische Erkenntnisse und schärfen Sie Ihr „Money Mindset“. Ein Blick auf die psychologischen Hindernisse, die dem finanziellen Erfolg im Wege stehen und wie man eine bessere finanzielle Zukunft schaffen kann.

Avoid Extinction – vermeiden Sie Ihr finanzielles Aussterben

Die US-amerikanischen Finanzpsychologen Brad Klontz, Edward Horwitz und Ted Klontz zeichnen in ihrem Buch „Money Mammoth“ (zu Deutsch: Geld Mammut) ein pessimistisches Bild vom Geldleben der US-Amerikaner. Die Autoren sehen die US-amerikanische Gesellschaft an einem kritischen Punkt, weil viele Amerikaner, was ihr Verhältnis zu Geld betrifft, mental in der Steinzeit feststecken. Der Gedanke an Geld verursacht bei drei von vier Amerikanern Stress, 45 % haben keine Ersparnisse und können es sich mit 60 – 65 Jahren nicht leisten mit dem Arbeiten aufzuhören. Außerdem können 40 % der Erwachsenen Notfallbehandlungen nicht bezahlen und die Kreditkartenschulden haben ein besorgniserregendes Niveau erreicht.

 

Wie in der Steinzeit: Psychologisch sind wir auf Konsum und Teilen programmiert

Das pessimistische Szenario mag überzeichnet sein, interessant ist jedoch die psychologische Argumentation. Die Autoren betonen zum einen, dass wir eigentlich auf das Konsumieren ausgerichtet sind – und nicht auf das Sparen! Unsere Gefühlswelt stammt aus einer Zeit, in der Hungern immer wieder bittere Realität war. Deswegen ist unser natürlicher erster Impuls das Konsumieren bis zum Anschlag. Feste gilt es zu feiern, wie sie fallen und gegessen wird, solange etwas da ist.

 

Zum anderen sind wir entwicklungsgeschichtlich auf das Teilen programmiert. Unser Hirn belohnt uns für das Teilen mit der Sippe und nicht für das Horten für die eigene Zukunft. Wer zur Gruppe gehören wollte, teilte seinen Jagderfolg mit den anderen; Egoisten drohte der Rauswurf aus der Gemeinschaft, was im schlimmsten Fall lebensbedrohlich enden konnte. Im Gegenzug wurden Jäger und Sammler von der Gruppe mitversorgt, wenn der Beutezug bei ihnen nicht von Erfolg gekrönt war.

 

Mit Blick auf unsere Instinkte sind somit der sofortige Konsum und das Teilen mit einer größeren Gruppe der Normalfall. Hingegen wird das Sparen für sich selbst und die Beschränkung des Teilens auf die Kleinfamilie zum neuzeitlichen Standard, zugleich aber zur evolutionären Anomalie.

 

Diese Anomalie ist ein relativ junges Phänomen. Sie prägt – beginnend mit der frühen Neuzeit – einen immer größeren Teil moderner Gesellschaften. Menschen, die zu finanziellem Wohlstand gelangen, verdienen nicht nur gut, sie sparen und geben ihr Geld nicht aus. Ob sie dies von ihren Eltern gelernt haben oder ob sie von diesen die entsprechenden Eigenschaften, wie beispielsweise Geduld, genetisch vererbt bekommen haben, sei dahingestellt. Wohlstand über Generationen hat mit dieser weiter gegebenen außergewöhnlichen Denkweise zu tun.

 

Vielleicht wird mit Blick auf die tiefsitzenden Gefühle verständlich, warum ein Teil der Gesellschaft den reichen Menschen ihren Wohlstand nicht gönnt: Ihnen wird unterstellt, dass sie nicht teilen (nicht geteilt haben), was ja vielfach nicht der Realität entspricht, denn Sparsamkeit und Wohltätigkeit schließen sich nicht gegenseitig aus.

 

Das Buch versucht das Geheimnis zu enthüllen, wie Sie die Voraussetzungen Ihrer Psyche bewusst lenken, um damit Ihre finanziellen Ziele zu erreichen.

Welcher Geldtyp sind Sie?

Die Autoren ordnen mittels eines Fragebogens die Menschen einem von vier Geldtypen zu:

  1. Geldnegierer“ (Money Avoiders) glauben, dass Geld schlecht ist. Sie schieben anstehende Geldfragen gerne auf die lange Bank.
  2. Geldanbeter“ (Money Worshipers) sind überzeugt, dass „mehr Geld“ der Schlüssel schlechthin ist, um all ihre Probleme zu lösen.
  3. Statussuchende“ (Money Status Seeker) leiten ihren Selbstwert aus dem ab, was sie sich leisten und herzeigen können.
  4. Wachsame“ (Money Vigilant) sind in Bezug auf Geld reflektiert und sorgen sich um ihre finanzielle Zukunft.

 

Natürlich treten die Geldtypen selten in reiner Form auf. Starke Ausprägungen in den ersten drei Dimensionen deuten auf ein ungesundes Verhältnis zu Geld hin. Viele Leser*innen werden wohl eine deutliche Ausprägung in Richtung der vierten Dimension „Money Vigilance“ haben.

 

Ihre zukunftsgerichtete Denkweise zum Thema Geld

Abschließend stellen die Autoren sieben Bausteine zusammen, wie Sie mit Ihrem Gelddenken – Ihrem Money Mindset – Ihre tiefsitzenden Instinkte überwinden.

  • Lassen Sie bei Ausgabenentscheidungen bewusst Zeit zwischen Impuls und Aktion vergehen. Schlafen Sie darüber.
  • Vermeiden Sie Katastrophendenken. Ein angesagter Weltuntergang hat noch nie stattgefunden.
  • Nützen Sie die Kraft der „mentalen Buchhaltung“. Wenn Sie Ihr Vermögen breiter aufgestellt haben, dann relativiert sich ein Kursrutsch an der Aktienbörse.
  • Dehnen Sie den zeitlichen Bezugsrahmen aus. Wenn Sie sich als Anleger*in langfristig ausgerichtet sehen, dann sind kurzfristige Aktionen für Ihr finanzielles Wohlergehen womöglich irrelevant.
  • Denken Sie den Worst Case durch. Unser Gehirn interpretiert finanzielle Verluste schnell als lebensbedrohlich. Wenn wir den Worst Case durchdenken, merken wir, dass sich immer wieder Handlungsspielräume auftun.
  • Stellen Sie sich Ihr zukünftiges Ich vor, den Stolz, den Sie empfinden werden, wenn Sie heute eine Marktkrise ohne vorschnelle Reaktion bewältigen.
  • Ergreifen Sie vor diesem Hintergrund, gerade in Krisenzeiten, die Chancen, die sich bieten.

 

Wenn Sie wissen wollen, ob Sie tatsächlich ein ausgeprägter „Money Vigilant“ sind, oder welcher Gruppe Sie womöglich angehören, stellen wir Ihnen den Fragebogen gerne zur Verfügung.

 

Brad Klontz, Ed Horwitz, Ted Klontz: Money Mammoth – Harness the Power of Financial Psychology to Evolve Your Money Mindset, Avoid Extinction, and Crush Your Financial Goals. New Jersey, 2021.

  • Money Mammoth: Zusammengefasst

    Dieses Buch betrachtet finanzielles Wohlergehen aus einer psychologischen und evolutionären Perspektive. Es zeigt die Hindernisse auf, die Menschen davon abhalten, die ersten entscheidenden Schritte in Richtung finanzielles Wohlbefinden zu unternehmen. Es untersucht, wie unsere Instinkte und Überzeugungen über Geld unser Finanzverhalten beeinflussen. Es erforscht, wie sich Glaubenssätze über Geld entwickeln und wie sie unser Geldverhalten beeinflussen.