Nachhaltig anlegen mit Green Bonds
Nachhaltige Investments wie Green Bonds gewinnen angesichts des Klimawandels zunehmend an Bedeutung. Diese Finanzinstrumente sind für Anleger*innen interessant, die sowohl eine finanzielle Rendite anstreben als auch einen positiven Beitrag zum Umweltschutz leisten möchten. Im Gespräch mit Benjamin Telser, Experte für nachhaltige Investments, erfahren Sie mehr zum Thema „Impact Investing“ und worauf Sie beim Erwerb von Green Bonds achten sollten.

Herr Telser, was sind Green Bonds und wie unterscheiden sie sich von herkömmlichen Anleihen?
Green Bonds, bei uns als BTV fair future Bond bekannt, sind Anleihen, die speziell zur Finanzierung umweltfreundlicher Projekte und Initiativen emittiert werden. Im Gegensatz zu herkömmlichen Anleihen wird das aufgenommene Kapital ausschliesslich für nachhaltige Zwecke verwendet, zum Beispiel für Projekte im Bereich erneuerbare Energien oder Umweltschutzmassnahmen. Die Kund*innen haben somit die Möglichkeit, mit ihren Investitionen nachhaltige Projekte zu fokussieren und zu bestimmen, welche Finanzierungen unterstützt werden.
Was wird unter dem Begriff „Impact Investing“ verstanden?
Impact Investing ist eine Anlagestrategie, bei der neben einer finanziellen Rendite auch eine positive soziale oder ökologische Wirkung angestrebt wird. Ziel des Impact Investings ist es, durch gezielte Investitionen in Projekte oder Unternehmen Verbesserungen in Bereichen wie Klimaschutz, Armutsminderung, Gleichstellung der Geschlechter oder Zugang zu Bildung zu bewirken.
Green Bonds ermöglichen es Privatkund*innen, Unternehmen direkt zu beeinflussen und gesellschaftliche sowie Umweltprobleme zu lösen. Sogenannte Öko- und Social-Impact-Fonds bieten ähnliche Chancen, jedoch haben Anleger*innen hier nur indirekt Einfluss auf die Investitionen.
Wie hat sich der Markt für nachhaltige Anleihen entwickelt?
Der erste Green Bond wurde bereits 2007 von der Europäischen Investitionsbank emittiert. Seither hat sich der Markt rasant entwickelt und das Volumen hat sich vervielfacht. Trotz der globalen wirtschaftlichen Unsicherheiten wurde laut Climate Bonds Initiative im 3. Quartal 2024 weltweit ein Volumen von knapp 535 Milliarden Dollar an Green Bonds erreicht. Der europäische Markt ist mit einem Anteil von über 277 Milliarden Dollar einer der führenden. Dies unterstreicht die wachsende Bedeutung nachhaltiger Finanzinstrumente.
Nach welchen Kriterien wird eine Anleihe als „grün“ eingestuft?
Green Bonds müssen klar definierte Kriterien erfüllen und sich an international anerkannte Richtlinien wie die ICMA Green Bond Principles oder den Climate Bonds Standard halten. Die Erlöse aus solchen Anleihen werden ausschliesslich zur Finanzierung von qualifizierten nachhaltigen Projekten oder Finanzierungsnehmer*innen verwendet. Emittenten von Green Bonds sind verpflichtet, ein Rahmenwerk nach internationalen Standards zu veröffentlichen. Dieses Framework regelt die Verwendung sowie das Management der Emissionserlöse bzw. der Einlagen, beschreibt den Prozess der Bewertung sowie die Auswahl der nachhaltigen Finanzierungen und beinhaltet Richtlinien für die Berichterstattung.
Wie können Anleger*innen sicherstellen, dass sie in nachhaltige Projekte investieren?
Anleger*innen sollten die Emittenten von Green Bonds sorgfältig prüfen, um sicherzustellen, dass sie die festgelegten Nachhaltigkeitskriterien erfüllen. Zertifikate von unabhängigen Prüfstellen sind dabei ein entscheidender Faktor, um zu beurteilen, ob die Standards eingehalten wurden. Die Art und Weise, wie das Unternehmen die Projekte ausgewählt hat, ist im Rahmenwerk festgelegt und sollte ebenfalls von einem unabhängigen Prüfer bestätigt werden. Grundsätzlich sollte für das Framework und für die begebenen nachhaltigen Anleihen immer eine unabhängige Prüfung, eine sogenannte Second Party Opinion, erstellt und veröffentlicht werden. Darüber hinaus sollte der Emittent mindestens einmal jährlich einen öffentlich zugänglichen Bericht über die finanzierten Projekte publizieren.
Welche nachhaltigen Möglichkeiten bietet die BTV ihren Kund*innen?
Die BTV erweitert ihr nachhaltiges Produktportfolio kontinuierlich und etabliert erfolgreich verschiedene Varianten. Dabei werden nicht nur diverse Themen berücksichtigt, sondern auch die unterschiedlichen Regionen des Marktgebietes der BTV. Durch eine erhöhte Transparenz zu den konkreten Projekten oder Themen erhalten Kund*innen eine genaue Vorstellung, in welche Projekte sie investieren. Zu den Produktvarianten zählen nachhaltige Anleihen sowie verschiedene Laufzeiten für gebundene nachhaltige Einlagen. Darüber hinaus bietet die BTV die Möglichkeit, in ethisch-nachhaltige Vermögensverwaltungsmandate im Asset Management sowie in eine Auswahl nachhaltiger Fonds zu investieren.
Wie sieht die Abbildung des Frameworks aus?
Das BTV Sustainable Finance Framework bildet das Regelwerk und damit die Grundlage für die BTV fair future Produkte mit zweckgebundener Mittelverwendung und ist auf der Homepage der BTV öffentlich zugänglich. Darin sind alle Rahmenbedingungen sowie Details zur Projektauswahl und Mittelverwendung beschrieben. Das Framework wurde von einer unabhängigen Prüfstelle abgenommen.
Sie erwähnten, dass es bereits mehrere Projekte gab. Wie sieht es für dieses Jahr aus?
Die BTV hat sich zum Ziel gesetzt, immer wieder neue und wertvolle Projekte für BTV fair future Bonds auszuwählen. Auch in diesem Jahr haben wir wieder ein interessantes Projekt gefunden. Diesmal kann der/die Kund*in nachhaltiges Bauen, verbunden mit einem Kreislaufwirtschaftssystem, unterstützen. Die Firma holzius lebt dies besonders umweltfreundlich, indem sie hauptsächlich mit Holz arbeitet, welches sie von nahegelegenen Produzenten aus dem Alpenraum bezieht.

Welche Rolle spielt der Standort der BTV?
In der Tat ist dies ein wichtiger Aspekt. Die BTV unterstützt lokale Projekte in Österreich, Deutschland, der Schweiz sowie in Italien und fördert nachhaltige Unternehmen, um die Transformation in eine positive Zukunft zu unterstützen. Lokal zu investieren, ermöglicht den Kund*innen, einen Beitrag für die Region zu leisten und genau nachvollziehen zu können, welche Projekte finanziert werden und wo ihre Investitionen hinfliessen.
Was können Sie Kund*innen abschliessend raten?
Kund*innen sollten sich in einem ersten Schritt über die persönlichen Nachhaltigkeitspräferenzen Gedanken machen. Danach gilt es sich gut zu informieren, um dann diversifizierte Portfolios zu erstellen. Natürlich ist ein Investment in nachhaltige Anleihen auch mit Risiken verbunden, unter anderem kann es zu Kursänderungen oder im schlimmsten Fall zu einem Totalausfall kommen.
Herr Telser, wir bedanken uns für das Gespräch.
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Quelle: BTV; Stand 18.03.2025. Die Beiträge in dieser Publikation dienen lediglich der Information. Die BTV prüft ihr Informationsangebot sorgfältig. Dennoch bitten wir um Verständnis, dass wir diese Informationen ohne Gewähr für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität zur Verfügung stellen. Bitte beachten Sie, dass Einschätzungen und Bewertungen die Meinung des jeweiligen Verfassers zum Zeitpunkt der Erstellung bzw. Ausarbeitung reflektieren und für die Richtigkeit und den Eintritt eines bestimmten Erfolges keine Gewähr übernommen wird. Verleger und Verfasser behalten sich einen Irrtum, insbesondere in Bezug auf Kurse und andere Zahlenangaben, ausdrücklich vor. Durch neue Entwicklungen oder kurzfristige Änderungen können diese Informationen daher bereits überholt sein. Bei diesen Informationen handelt es sich um keine individuelle Anlageempfehlung, kein Angebot zur Zeichnung bzw. zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten.
Die in diesem Beitrag verwendeten Fach- und Finanzbegriffe werden unter diesem Link ausführlich erklärt.